Forbidden (German Edition) by Ni Jica

Autor:Ni Jica [Jica, Ni]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-08T22:00:00+00:00

22. Das Verlangen eines Bruders

»Hier, du musst etwas trinken und essen.« Calvin hielt mir eine Flasche Wasser und ein verpacktes Sandwich unter die Nase. Reichlich unsicher griff ich danach und ließ mich gleich darauf wieder in den Sitz zurücksinken. Mein Blick fiel aus dem Fenster. Die grellen Lichter des Rastplatzes, auf dem wir eben gehalten hatten, blendeten stark in meinen Augen und verursachten mir Kopfschmerzen.

Ich war noch immer ziemlich neben der Spur und angeschlagen. Ich fühlte mich schwach, zittrig und wie durch den Fleischwolf gedreht. Kein Wunder also, dass ich es nicht einmal schaffte, den Deckel meiner Plastikflasche zu lösen. Cal nahm mir die Flasche wieder ab, öffnete sie und reichte sie mir kommentarlos wieder zurück. Ich nuschelte ein leises »Danke«, konnte ihm dabei aber nicht in die Augen sehen.

Ich wusste nicht, was ich nun von ihm oder dieser Flucht halten sollte und nagte verständlicherweise noch an dem von mir beobachteten Mord. Gehörte er nun zu den Verrückten oder nicht? Nachdem, was ich heute alles gesehen und gehört hatte, konnte ich das eigentlich mit einem klaren Ja beantworten, aber dann verstand ich nicht, warum er mich jetzt gerettet hatte und mit Sabrina und mir auf große Flucht ging.

Ich schielte zu seiner Frau, die noch immer auf dem Fahrersitz saß und nun ziemlich gelassen eines der Sandwiches aß, die Cal soeben besorgt hatte. Sie war mir auch ein Rätsel. Sie schien zwar angespannt, aber gleichzeitig war sie auch irgendwie aufgeregt und ihre Augen funkelten freudig. Vielleicht hatte sie zufällig von den Machenschaften der Richmonds Wind bekommen und ihren Mann schon länger zum Ausstieg gedrängt? Konnte das sein oder ging nur gerade meine Fantasie mit mir durch?

Irgendwie kam ich ohne zu fragen nicht weiter, deshalb musste ich mich wohl dazu aufraffen, welche zu stellen. »Warum tut ihr das?«, kam es etwas heiser, dafür aber erstaunlich fest über meine Lippen.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Cal zu mir blickte. »Ich habe dir doch versprochen auf dich aufzupassen ... auch wenn mir das bisher nicht wirklich gut gelungen ist. Tut mir leid.«

»Nichts von dem, was heute Abend passiert ist, war deine Schuld. Steven und Lance tragen die Verantwortung und du weißt so gut wie ich, dass man ihnen kaum etwas entgegenzusetzen hat, wenn die sich etwas vorgenommen haben. Hör also auf dir die Schuld zu geben«, wies Sabrina ihn schroff zurecht, bevor sie sich an mich wandte.

»Du hast heute das schlimmste Gesicht der ehrenwerten Familie Richmond gesehen. Das sind in Wirklichkeit geldgeile und machtbesessene Waffenhändler, die noch in vielen anderen krummen Geschäften ihre Finger mit drin haben. Ich beschwöre Cal schon seit langem, dass wir aus ihrem Einflusskreis verschwinden, aber erst als der Überfall auf dich stattgefunden hatte, konnte ich ihn endlich dazu überreden.«

Ich hing noch immer an dem Wort 'Waffenhändler', als Sabrina bereits weitersprach. »Seit Wochen planen wir nun schon diese Flucht, aber wir dachten, wir hätten noch ein paar Tage mehr Zeit. Wer konnte denn auch ahnen, dass sie dich gleich umpolen lassen wollten? Glück für dich, dass Cal ins Krankenhaus kam

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